Wer der Konkurrenz voraus sein will, setzt auf Künstliche Intelligenz. Doch erstaunlicherweise ist KI bisher noch nicht bis dorthin vorgedrungen, wo sie die größten Vorteile bringt – in die Entscheidungsebene. Das muss sich ändern!
Die Entscheidungsfindung in Unternehmen gleicht erstaunlicherweise oft einem Blick in die Glaskugel. Intuition und emotionale Einflüsse bestimmen Entscheidungen bis in die höchsten Ebenen hinein. Studien zeigen, dass Entscheidungsträger nur 22 Prozent der zur Verfügung stehenden Erkenntnisse und Empfehlungen nutzen und Manager in 98 Prozent der Fälle “Best Practices” nicht anwenden. Die Einschätzung, dass in ihrem Unternehmen qualitativ hochwertige Entscheidungen getroffen werden, geben nur 57 Prozent der Befragten zu Protokoll. Da könnte man auch gleich eine Münze werfen. Aber die neue Ära der Künstlichen Intelligenz kann dazu beitragen, Entscheidungsfindung endlich aus den Wolken des Mystischen auf den Boden der Tatsachen zu holen. Der Schlüssel dazu ist Decision Intelligence (DI), laut Marktforscher Gartner einer der wichtigsten Technologie-Trends 2022.
Stellen wir uns vor, wir könnten endlich kluge Entscheidungen treffen. Nie mehr morgens aufwachen und die Nacht davor bereuen! (Scherz! Das kann nicht mal KI verhindern.) Aber das zeigt nur, dass der Mensch als Entscheidungsträger höchst unzulänglich ist. Seine Urteile sind meist hochemotional und von (unbewussten) Vorurteilen geprägt. Außerdem wählt er in Entscheidungssituationen häufig die erstbeste Lösung für sein Problem. Die psychologische Entscheidungstheorie nennt das Satisficing (en: satisfying = befriedigend, suffice = genügen). Menschen wollen zwar rational handeln, können es aber nicht, weil ihnen bei der Aufnahme und Verarbeitung von Informationen natürliche Grenzen gesetzt sind.Unsere Welt ist aber so komplex geworden, dass die bisherigen Prozessabläufe der Entscheidungsfindung in Unternehmen nicht mehr ausreichen. Wir müssen Decision Making ganz neu denken.
Während der Mensch mit seinen mangelnden Kapazitäten zu ungenügenden Schlüssen kommt, fehlt es Künstlicher Intelligenz an jenen emotionalen und sozialen Komponenten, die eine weise Entscheidung erfordert. Die junge akademische Disziplin Decision Intelligence vereint das Beste aus beiden Welten. DI ermöglicht es, traditionelle Entscheidungsprozesse mit fortschrittlichen Technologien wie KI, Machine Learning und Datenabfragen in Alltagssprache (NLQ) zu kombinieren. Die kognitiven Technologien analysieren alle vorhandenen Daten, bewerten die Informationen, ermitteln Entscheidungsbedarf und schlagen alternative Lösungswege vor. Berücksichtigt werden dabei nicht nur blanke Zahlen, sondern eine mehrdimensionale Datenmenge, die Texte, Bilder, Audio- und Videomaterial einschließt.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, DI in unterschiedlichen Bereichen anzuwenden. Für Routineaufgaben im Geschäfts- und Kundenbetrieb sowie in der Produktion ist eine End-zu-End-Automatisierung die rentabelste und schnellste Lösung. Programmierte Prozesse lassen immer wiederkehrende Aufgaben und Handgriffe fehlerfrei und pausenlos ausführen. Doch jenseits dieser voreingestellten Abläufe gibt es unzählige Entscheidungen zu treffen, die Fingerspitzengefühl, Flexibilität und Abstimmung aller beteiligten Akteure erfordern. Ein Co-Working von Mensch und Maschine (Augmented Intelligence) ermöglicht es, mithilfe von KI informierte und fundierte Entscheidungen zu treffen. Machine-Learning-Systemen, die wie wir aus Erfahrungen lernen und eigenständig Lösungen für neue und unbekannte Probleme finden, bereiten den gesamten Prozess von der Datenanalyse bis zur Entscheidungsempfehlung auf. Die Entscheidungsträger können dann zwischen den vorgeschlagenen Alternativen wählen. Decision Intelligence bedeutet also keinesfalls, die Entscheidung den Maschinen zu überlassen, sondern menschliche Erfahrung und Intuition mit Automatisierung zu vereinen, um Entscheidungsfindung auf ein ganz neues Level zu heben.
Wer einen Wettbewerbsvorteil aus der Arbeit mit intelligenter Entscheidungsfindung ziehen will, befindet sich in einer guten Startposition. Noch ist der Kreis der DI-Nutzer relativ klein. Der Analyst Dr. Pieter J. den Hamer sagt voraus, dass 33 % der großen Unternehmen bis 2023mit der Implementierung von Decision Intelligence beginnen werden.
Die Motivation liegt auf der Hand, denn mit KI-gestützter Entscheidungsfindung lassen sich Kosten reduzieren, die durch langsame Prozesse und eine hohe Fehlerquote entstehen. Zusätzlich werden Entscheidungen transparent und messbar, ein Vorteil, der langfristig das Wissensmanagement des Unternehmens erhöht. Erfolg muss wiederholbar sein, lautet eine alte Fußballweisheit und in diesem Sinne ist das logische Nachvollziehen guter Entscheidungen maßgeblich für die nächsten unternehmerischen Fortschritte.
Hier sind unsere Top 5 der Benefits durch den Einsatz von Decision Intelligence, die langfristig ein Unternehmen nach vorn bringen und Wettbewerbsvorteile verschaffen:
Übrigens: Um die Größenordnungen zu veranschaulichen, wie sehr langsame Entscheidungen zu Buche schlagen können, hat McKinsey seine Umfrageergebnisse auf die umsatzstärksten US-Unternehmen hochgerechnet: „Ineffiziente Entscheidungsfindung hat erhebliche Auswirkungen auf die Produktivität des Unternehmens. Im Durchschnitt verbringen die Befragten 37 Prozent ihrer Zeit mit der Entscheidungsfindung, und mehr als die Hälfte dieser Zeit wird als ineffektiv angesehen. Für die Manager eines durchschnittlichen Fortune-500-Unternehmens könnte dies zu mehr als 530.000 verlorenen Arbeitstagen und rund 250 Millionen Dollar an verschwendeten Arbeitskosten pro Jahr führen.“
Der Einsatz einer KI-Technologie genügt noch längst nicht, um plötzlich die Konkurrenz abzuhängen. Meist ist damit ein Umdenken in der Unternehmenskultur und eine IT-zentrierte Umgestaltung verbunden. Ein Unternehmen, das die Benefits von Decision Intelligence voll ausschöpfen will, sollte laut den Analyse-Experten von Gartner seine Entscheidungen folgendermaßen treffen:
Den Ausgangspunkt für die Nutzung von DI legen Unternehmen fest, indem sie den aktuellen Stand der Entscheidungsfindung diagnostizieren. Wo ist der Entscheidungsprozess so komplex, dass er unbeherrschbar geworden ist? An welcher Stelle gibt es viele Daten, aber nur wenige Erkenntnisse? Wo besteht die Möglichkeit, mehrere Entscheidungssilos zusammenzuführen? Geeignet für das Monitoring sind sowohl Besprechungen, in denen Entscheidungen getroffen werden, als auch Befragungen von Entscheidungsträgern mit der Bitte, einige Beispiele für den Weg der Entscheidungsfindung zu erläutern. Sicher gibt es auch Regeln für operative Entscheidungen im Unternehmen, die dokumentiert werden können. So können Entscheidungsgrundsätze definiert und Entscheidungsgewohnheiten ermittelt werden. Darauf aufbauend werden dann nach Auswahl maßgeschneiderter Technologie und Tools Schritt für Schritt wichtige Anwendungsfälle zuerst Schritt für Schritt überarbeitet, bevor der DI-Ansatz für das gesamte Unternehmen skaliert wird.
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