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“Produkte kann man kopieren, eine effiziente Supply Chain nicht.” Interview mit Supply Chain Experte Heiko Ziegeler

In unserem neuesten Beitrag der AI Supply Chain Insights erfährst du, warum die Digitalisierung der Lieferketten oft nur schleppend vorangeht und welche Maßnahmen Unternehmen ergreifen können, um diesen Rückstand aufzuholen. Supply-Chain-Experte Heiko Ziegeler teilt seine Erkenntnisse über die Notwendigkeit kundenorientierter Strategien, die Herausforderungen bei der Implementierung neuer Technologien und die Bedeutung von KPIs zur Messung des Fortschritts. Zudem gibt er Einblicke in die Auswirkungen des Lieferkettengesetzes und beleuchtet zukünftige Trends hin zu vernetzten und autonomen Lieferkettenökosystemen. Verpasse nicht diese wertvollen Einblicke, um in der sich ständig weiterentwickelnden Welt des Supply-Chain-Managements vorne zu bleiben!

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June 14, 2024
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AI Supply Chain Insights

Interview mit Supply Chain Experte Heiko Ziegeler

Dr. Christoph Andersch: Du hast heute erst einen aktuellen Bericht (Accenture) zitiert, der zeigt, dass 9 Prozent der Unternehmen bei ihren Supply-Chain-Prozessen noch am Anfang stehen (noch auf Basisniveau agieren). Was sind deiner Meinung nach die Hauptgründe für diesen Rückstand und wie können Unternehmen motiviert werden, ihre Supply Chains zu digitalisieren und zu modernisieren?

Heiko Ziegeler: Viele Unternehmen konzentrieren sich zu sehr darauf, neue Produkte zu entwickeln, oder ausschließlich Kosten zu optimieren, anstatt Wettbewerbsvorteile durch verbesserte Supply Chains zu erzielen. Führende Unternehmen wie Amazon oder IKEA stellen den Kunden in den Mittelpunkt ihrer Strategie und agieren dadurch effizienter und kundenorientierter. Ein weiteres Problem ist der Mangel an Wissen über bewährte Verfahren und Lösungen, der Unternehmen davon abhält, in moderne Technologien zu investieren. Die Pandemie hat gezeigt, dass viele nur reagieren und kaum Kapazitäten haben, ihre Prozesse aktiv zu verbessern. Produkte kann man einfach kopieren, eine effiziente und effektive Supply Chain nicht.

Dr. Christoph Andersch: Welche Herausforderungen siehst du bei der Implementierung von Next-Generation-Supply-Chain-Technologien, und wie können diese überwunden werden?

Heiko Ziegeler: Die aktuelle Euphorie rund um das Thema KI sehe ich auch im SCM als Herausforderung. Viele Unternehmen können die Potenziale und Risiken der neuen Technologien nicht richtig einschätzen, was zu Skepsis, Ablehnung, überzogenen Erwartungen und letztlich zu Enttäuschungen führt. Für Unternehmen ist es wichtig, eigene Kompetenzen in diesem Bereich aufzubauen. Dazu ist es hilfreich, das immense SCM-Wissen und die Erfahrung in den Unternehmen um das Wissen über neue Technologien, KI und Data Science zu erweitern. So können technologische Innovationen oder neue Softwarelösungen viel besser eingeschätzt und effektiver genutzt werden.

Dr. Christoph Andersch: Wie können Unternehmen den Übergang von traditionellen zu hochmodernen, KI-gestützten Supply-Chain-Praktiken beschleunigen, und welche ersten Schritte sind dabei entscheidend?

Heiko Ziegeler: Unternehmen sollten mit dem Experimentieren beginnen, um praktische Erfahrungen zu sammeln. Das ist wichtig um relevante, unternehmensspezifische Anwendungsfälle identifizieren und bewerten zu können. Grundlage für eine fortschrittliche Supply Chain ist neben der fachlichen Expertise ein solides Verständnis von Data Science und KI. Darüber hinaus ist es wichtig, nicht nur an der formalen Datenqualität zu arbeiten, sondern auch die Prozesse so anzupassen, dass sie die geforderte Datenqualität zuverlässig und konsistent liefern.

Dr. Christoph Andersch: Welche KPIs und Metriken sind deiner Erfahrung nach am aussagekräftigsten, um den Reifegrad und den Fortschritt in der Supply-Chain-Digitalisierung zu messen?

Heiko Ziegeler: Es ist schwierig, den Fortschritt mit einigen wenigen KPIs zu messen, da Supply Chains sehr individuell sind. Das macht die Vergleichbarkeit schwer. Unternehmen sollten ihre eigenen Ziele und Metriken entwickeln, die zu ihrer spezifischen Situation passen. Die Bewertung sollte verschiedene Bereiche der Lieferkette und des Technologieeinsatzes umfassen, um ein ganzheitliches Bild zu erhalten. Dazu ist es jedoch wichtig, dem Thema „(R)evolution der Supply Chain“ die nötige Aufmerksamkeit zu schenken, es strategisch zu betrachten und organisatorisch zu verankern.

Dr. Christoph Andersch: 15 Monate Lieferkettengesetz in Deutschland – Welche Lehren können Unternehmen aus deinen bisherigen Erfahrungen für die Umsetzung der neuen EU-Richtlinie ziehen?

Heiko Ziegeler: Was ich erlebe, ist, dass das Lieferkettengesetz absolut wichtige Standards und Werte fördert, aber kleinere Unternehmen durch zusätzliche Bürokratie vor Herausforderungen stellt, da sie zwar nicht unter das Gesetz fallen, aber indirekt betroffen sind, weil sie Zulieferer eines großen Unternehmens sind. Ein globaler Ansatz ist notwendig, um gleiche Wettbewerbsbedingungen zu schaffen. Technologien wie KI und Distributed Ledger können dazu beitragen, die Transparenz zu erhöhen, die Einhaltung von Vorschriften zu erleichtern und den Verwaltungsaufwand zu reduzieren.

Dr. Christoph Andersch: Welche Trends und Entwicklungen in Richtung vernetzte und autonome Supply-Chain-Ökosysteme siehst du, und wie können Unternehmen heute schon beginnen, sich darauf vorzubereiten?

Heiko Ziegeler: Zukünftige Supply Chains werden flexibler und automatisierter sein, mit einer stärkeren Integration von Kunden und Lieferanten in die Produktionsprozesse. Unternehmen sollten beginnen, ihre Systeme und Prozesse zu vernetzen und auf neue Technologien wie KI und Smart Contracts zu setzen. Ich glaube, dass es für Unternehmen in Zukunft neben Preis und Qualität im Wettbewerb viel wichtiger wird, ihren Kunden als Lieferant transparent machen zu können, welche ökologische Bilanz ihre Produkte haben, wie resilient sie sind oder wie anpassungsfähig sie für neue Produkte oder Lieferwege sein können. In der Planung werden Faktoren wie aktuelle Energiepreise oder die Berücksichtigung des individuellen CO2-Footprints einer bestimmten Lieferung immer wichtiger für die Entscheidungsfindung. Eine experimentierfreudige und anpassungsfähige Einstellung sowie der souveräne Umgang mit neuen Technologien sind entscheidend für den Erfolg in diesem schnelllebigen Bereich.


Dr. Christoph Andersch: Vielen Dank für das Gespräch!

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